Für viele Künstler und Kreative übersteigt das Bedürfnis, etwas zu schaffen, das Bedürfnis nach anderen Dingen. Alles, was ihnen durch den Kopf geht, auf Papier oder Leinwand zu bringen, fühlt sich so wichtig an wie zu atmen.
Das gilt ganz besonders für Hwei, den neuesten Champion von LoL, einen Magier der mittleren Lane, der die künstlerischen Visionen malt, die durch seinen Kopf spuken. Aber anstatt auf Leinwand zu malen, sind Hweis Werke dynamische, lebendige Bilder, die den Betrachter tief berühren.
Mit seinem Pinsel bringt Hwei Zerstörung oder Unterstützung und kontrolliert die Gedanken und Gefühle der Menschen um ihn herum. Er hat vielleicht kein Schwert oder Waffe, aber die Macht dieses grüblerischen Künstlers und seines Pinsels darf niemand unterschätzen.
Stille Wasser sind tief
Der Anfang von Hwei ist eine Geschichte mit drei Schwerpunkten: ein Kunstmagier, ein grüblerischer Antiheld und ein humanoider männlicher Mid-Laner ohne lila Haut oder Exoskelett. Die Idee des Kunstmagiers stand schon eine Weile im Raum und einige Rioter haben dazu beigetragen, das Konzept zu entwickeln.
„Direkt als die Möglichkeit eines künstlerischen Magiers auf dem Tisch lag, haben sich alle darauf gestürzt“, sagt die Autorin Isa Mari „orkidian“ De Leon. „Das ist eine Idee, die mich schon lange interessiert, aber noch nie umgesetzt wurde. Ich bin sehr glücklich, dass dies der erste neue Champion ist, zu dem ich beigetragen habe.“
Das Champions-Team wollte das Jahr mit einem komplexen Thema abschließen und stellte einen Champion mit hoher Obergrenze für Können vor.
Aber es war nicht einfach, ein schwer zu meisterndes Fähigkeitenset zu finden, das zu Hweis Kunstthema passt. Drei Spieldesigner haben an der Entwicklung mitgewirkt, wobei jeder auf der vorigen Version aufbaute. Aber irgendetwas daran funktionierte nicht richtig. Bevor das Champion-Konzept zu Gunsten anderer Ideen auf Eis gelegt wurde, beschloss das Team, eine Kehrtwende zu versuchen (mehr dazu später). Infolgedessen entwickelten sich auch seine Erzählung und seine Kunst.
Hweis Visionen und Magie wurden zu erkennbaren Bildern und waren von leuchtenden Farben durchdrungen, die seine neuen Fähigkeiten klar zum Ausdruck brachten. Mit einem ionischen Pinsel und einer farbenfrohen Palette bewaffnet, wird seine Kraft durch seinen eigenen künstlerischen Ausdruck angetrieben.
„Ich habe insgeheim schon darauf gewartet, dass wir einen Kunstmagier machen können“, meint die künstlerische Leiterin Gem „Lonewingy“ Lim lachend. „Wir wollten einen Zaubermischmagier machen, aber etwas wie Elementarmagier oder Druide gab es schon mehrfach. Das Kunstthema war ein einzigartiger Ansatz für diese Art von Gameplay-Archetyp.“
Wenn Hwei malt, entfaltet sich die ihm innewohnende Kraft in Form von farbenfrohen Farbklecksen und Bildern. Die Quelle seiner Kraft ist nicht sein Pinsel, sondern die künstlerische Kraft darin.
„Hwei ist kein Krieger oder Schwertkämpfer, also wollten wir den Pinsel nicht so behandeln, als ob ihn das auszeichnen würde. Die Kraft kommt aus dem Inneren, und gerade für einen Magier halte ich diese Art von inhärenter Kraft für sinnvoller“, sagt orkidian.
Hweis Äußeres deutet auf die kreative Kraft hin, die in ihm schlummert. Dieser traurige Kerl ist hauptsächlich von gedeckten Farben geprägt, bis auf seine kräftige Palette … Seine Augen können ihre Farbe je nach seiner Stimmung ändern – eine Eigenschaft, die er nicht kontrollieren kann.
„Er hat ein chronisches und magisches Bedürfnis, seine Gefühle und Vorstellungen mitzuteilen. Es ist eine thematische Verbindung zu seiner Kraftquelle, nämlich die Kraft des Ausdrucks, und dass man nichts von dem zurückhält, was in einem steckt“, sagt orkidian.
„Bei jemandem wie ihm gibt es mehr zu entdecken, als man auf den ersten Blick sieht“, fügt Lonewingy hinzu. „Du weißt nicht, dass in seinem Kopf schöne Dinge passieren und wie er die Realität sieht. Das ist Impressionismus. Und wie er Fiktion und Realität kombiniert, wie realistische Erfahrung und auch Fantasie – das ist Surrealismus.“
Hwei ist ein Genie in seinem Handwerk. Aber zu seiner Brillanz und Meisterschaft gehört auch eine gehörige Portion Demut – der Glaube eines Künstlers, dass er immer noch ein Stück besser sein könnte.
„Er ist wirklich einer der besten Künstler seiner Zeit, aber das würde er nie zugeben“, lacht orkidian.
Aber eine solche Hingabe ist mit Opfern verbunden. Lonewingy vermittelte Hweis Hingabe an die Malerei durch sein weniger ordentliches Aussehen. Die Zeit und Mühe, die Hwei in seine Kunst steckt, lässt ihm wenig Zeit, darauf zu achten, wie er nach außen hin wirkt. Obwohl er es vorzieht, dass man sich mehr auf die Kunst als auf den Künstler konzentriert, schafft er es trotzdem, dass man das Gefühl hat, er käme gerade aus dem Maleratelier.
„Er denkt nicht darüber nach, wie er sich richtig präsentieren muss, um akzeptiert zu werden. Ihm ist das einfach egal. Er macht einfach die Dinge, die er gerne macht“, fügt Lonewingy lachend hinzu. „Wir haben Charaktere, bei denen es offensichtlich ist, dass sie sich gerne verkleiden oder dass jemand seine Haare gerne so trägt. Aber Hwei ist bereit, alles für seine Leidenschaft, die Malerei und die Kunst, zu geben.“
Alles in der Kreativität
Hwei verbrachte sein frühes Leben in einem Tempel auf der winzigen ionischen Insel Koyehn, wo er die Kunst der Malerei erlernte. Der berühmte Kunsttempel in einer kleinen Mühlenstadt ist ein Ort, an dem die Schüler die Präzision und das Gleichgewicht lernen, die notwendig sind, um die Kraft der künstlerischen Magie zu beherrschen.
Aber als Hwei versucht, seine rege Fantasie mit seinem Talent für die Malerei zu verbinden, sagen ihm die Tempelmeister, dass er seine Fähigkeiten zugunsten traditionellerer Praktiken zügeln muss.
„In seiner Jugend verletzt er Menschen mit der Kraft seiner Ausdrucksweise, aber er ist auf dunkle Weise von dieser Kraft fasziniert und fühlt den künstlerischen Drang, sie zu erforschen“, erklärt orkidian. „So lebt er sein Leben in dieser Dualität zwischen dem Malen, was von ihm erwartet wird und was er gelernt hat, und dem Malen allein in seinem extrem ausdrucksstarken und emotionalen Stil.“
Hweis Fantasie ist unermüdlich, also muss er seine wahre Kunst im Geheimen ausüben, fasziniert und verängstigt vor seiner eigenen Macht. Dennoch fühlt er sich im Tempel wohl und ist ein angesehenes Mitglied der Gemeinschaft, während er das ganze Ausmaß seiner Macht verbirgt.
Einige Zeit später kommt ein anderer bemerkenswerter Künstler in den Tempel, um sein Handwerk zu verbessern. Im Laufe seiner Zeit auf Koyehn kommt er Hwei nahe – doch sein Besuch endet in einem Spektakel aus Zerstörung und Tod, das Hweis Weg für immer verändert.
„Jhin, du hast mir die Augen für so vieles geöffnet. Ich werde dir nichts davon ersparen.“
– Hweis Spruch im Spiel, wenn er zum ersten Mal auf Jhin trifft
„Hwei hat Jhins wahre Natur erst erkannt, als es zu spät war“, erklärt orkidian. „Und diese Komplexität setzt sich fort, während es zu den Gräueltaten kommt. Diese Person hat mich betrogen und ist überhaupt nicht so, wie ich dachte, aber gleichzeitig hat sie meine Kunst auf einer Ebene gesehen und verstanden, die ich niemandem zuvor gestattet hatte, und sie hat mir etwas gezeigt, das sie gestärkt hat.“
Nach Jhins Angriff auf den Tempel ist Hwei am Boden zerstört. Er sucht nach Antworten und macht sich auf eine Reise durch Ionia, um einen Schlussstrich zu ziehen, der ihm endlich den ersehnten Seelenfrieden bringen soll. Während er versucht, seine Erfahrungen zu verarbeiten, hält er sich nicht zurück, er ist aber auch freundlich und einfühlsam. Ernst und grüblerisch, aber nicht niedergeschlagen.
„Hwei hat einen großen Verlust erlitten, ist aber trotzdem als Künstler daraus hervorgegangen, nicht als Rächer oder Zyniker. Durch seine Kunst bewältigt er seine tiefe Traurigkeit und innere Zerrissenheit“, sagt orkidian.
Komplexität ist einfach die Natur von Hwei, von seinem Fähigkeitenset über seine Persönlichkeit bis hin zu seiner Hintergrundgeschichte. Er hat eine Dunkelheit in sich, die Jhins kraftvolle, grenzenlose Ausdrucksweise anerkennt. Aber Hweis Einfühlungsvermögen und seine Freundlichkeit erlauben es ihm, sein inneres Licht zu bewahren.
„Das ist kein Charakter, in den man zu viel hineininterpretieren kann“, sagt orkidian. „Die Tiefe des Spiels ist beabsichtigt, ebenso wie die Tiefe der Erzählung. Es hat mir Spaß gemacht, daran zu schreiben und all die Schichten auszuarbeiten, die er aufweist. Und ich hoffe, dass es den Spielern genauso viel Spaß macht, herauszufinden, wie er tickt, und zu versuchen, die Feinheiten zu verstehen.“
Er ist auch kein Charakter, dem man irgendwann überdrüssig wird. Während du also deine komplizierten Theorien über seine Geschichte aufstellst, kannst du ein paar entsprechende 300-IQ-Spielzüge durchziehen.
Kompliziertes Fähigkeitenset
Hweis Fähigkeitenset gibt dir die Werkzeuge an die Hand, mit denen du jedes Problem lösen kannst, das dir in der Kluft begegnet. Er verfügt über insgesamt zehn Fähigkeiten – drei Zauberbücher mit je drei Fähigkeiten und eine ultimative – um seinen Verbündeten zu helfen, sich selbst zu stärken und seine Gegner zu besiegen.
Hwei sollte schon immer ein Magier werden, der sich an versierte Spieler richtet, aber es hat ein paar Anläufe gebraucht, um herauszufinden, was genau sein Gameplay-Ansatz sein sollte. Wie bereits erwähnt, haben mehrere Spieldesigner im Laufe der Zeit an Hweis Fähigkeitenset mitgewirkt und Dinge wie Beschwörerzauber und Terrainmanipulation ausprobiert. Aber als der Spieldesigner Myles „Riot Emizery“ Salholm die Idee der Zaubermischung vorbrachte, griff der Designer Daniel „Riot Maxw3ll“ Emmons sie auf, bevor er stattdessen Leiter des Teams wurde, das für Arena verantwortlich sein würde.
„Jonathan ‚EndlessPillows‘ Fuller hat das Fähigkeitenset von Maxw3ll übernommen, um ein regelbasiertes Mischen von Zaubern – fast wie ein Algorithmus – zu erstellen, wobei beispielsweise Q2 immer ein Geschoss war und E2 eine Fuchsfeuer-Fähigkeit. Da gab es vieles von Wert, also haben wir viele Dinge übernommen“, sagt Riot Emizery.
Aber irgendetwas fehlte da noch. Hweis Fähigkeitenset musste dramatisch verändert werden und mündete schließlich in den zehn einzigartigen Fähigkeiten, die er jetzt hat. Diese Designänderungen brachen auch Hweis Erzählung und Kunst auf, die sich im Einklang mit seinem Gameplay veränderten.
Riot Emizery konzentrierte Hweis Fähigkeiten auf drei Kernthemen – Katastrophen, Ausgewogenheiten und Qualen. Indem du ein Motiv wählst, entscheidest du, was du malst, welches Zauberbuch du öffnest und welche Art von Magie du erschaffst. In jedem dieser drei Motive gibt es drei Fähigkeiten: Katastrophe enthält Schadensfähigkeiten, Ausgewogenheit konzentriert sich auf Unterstützung und Qual auf Kontrolle.
„Ein Set mit so vielen Fähigkeiten für verschiedene Szenarien ist definitiv schwierig zu handhaben, aber niemand sollte sich davon abhalten lassen, Hwei auszuprobieren. Die meisten Leute, die Hwei ausprobieren, sind von ihrem ersten Spiel angenehm überrascht“, sagt Riot Emizery. „Ich habe versucht, seine Spam-Tasten so einzurichten, dass sie gute Tasten sind“, sagt er.
Alle In-die-Tasten-Hauer da draußen können sich praktisch auf ganz akzeptable Ergebnisse freuen, wenn sie zweimal Q, W oder E drücken. Allerdings wird niemand mit blindem In-die-Tasten-hauen sehr weit kommen (zumindest, was die Rangliste angeht).
„Zugegeben ist das langfristige Ziel von Hwei nicht, weniger geübte Spieler anzusprechen. Er ist für Elitespieler gedacht, die versuchen, das Beste aus diesem Charakter herauszuholen. Wer gut mit ihm klarkommt, wird es mit ihm auch sehr weit bringen.“
Die vielen Fähigkeiten von Hwei zu beherrschen, bedeutet zu wissen, welche man wann einsetzen muss – das ist eine Kunst für sich.
„Man kann verschiedene Fähigkeiten miteinander kombinieren, ohne jedes Mal an bestimmte Kombos gebunden zu sein“, sagt Riot Emizery. „Es gibt einem das Gefühl, eigene Farben zu mischen und künstlerische Entscheidungen zu treffen. Anstatt einfach nur zu sagen: ‚Ich mache einfach das, was ich in den letzten 10 Spielen gelernt habe, und das sind die Kombos, und ich mache jedes Mal dasselbe‘.“
Aber mit einem umfangreichen Arsenal kann es Spiele geben, in denen man bestimmte Teile von Hweis Set einfach nicht nützlich findet. Das ist Absicht – man sollte nicht erwarten, dass man jede einzelne Fähigkeit in jedem Spiel gleich oft einsetzt. Es wird bestimmte Fähigkeiten geben, die öfter eingesetzt werden, um gegnerischen Champions zu begegnen oder Synergien mit Teamkollegen zu erzielen.
„Jede einzelne Fähigkeit hat einen Nischenzweck, weil wir sicherstellen wollten, dass es einen Grund gibt, konkret diese zu wirken und nicht die anderen beiden Fähigkeiten“, erklärt Riot Emizery. „In manchen Spielen gibt es eine Fähigkeit, die du fast nie einsetzt, und du hast vielleicht das Gefühl, dass sie in diesem einen Spiel keine gute Idee ist. Aber es wird wieder ein Spiel geben, in dem sie die beste Fähigkeit in deinem Set sein wird und du sie ständig benutzt.“
Es ist schon eine Weile her, dass das Champions-Team so viele Jahre an Designerfahrung in einen Champion gesteckt hat. Mit seiner vielseitigen Fähigkeitenpalette eröffnet Hwei eine neue Ebene an spielerischem Können in der mittlere Lane, und in LoL insgesamt. Das League-Team ist immer auf der Suche nach neuen Wegen, um Spielern zu helfen, ihr Können und ihre Fähigkeiten in der Kluft zum Ausdruck zu bringen – hoffentlich bietet dir die beeindruckende Kunstfertigkeit des Visionärs von Ionia genau das.
