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/dev: Von Menschen und Monstern

Warum wir mehr menschliche Champions als nichtmenschliche Champions entwickeln

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Hallo, in letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass mehrere Spieler an verschiedenen Orten darüber sprechen, dass wir mehr menschliche Champions und weniger Monster entwickeln. Das war eine bewusste Entscheidung des Champions-Teams und ich dachte mir, es wäre gut, über unseren Gedankengang dahinter zu sprechen, damit du ihn besser nachvollziehen kannst.

Neue Möglichkeiten, das Spiel zu spielen

Beginnen wir mit dem Grund, aus dem wir immer noch neue Champions entwickeln – für mich ist „Weil wir immer neue Champions entwickelt haben“ nämlich keine befriedigende Antwort.

Der Hauptgrund dafür, weiterhin neue Champions zu entwickeln, besteht darin, dass eine niemals endende Meisterschaftskurve für uns ein wichtiger Teil der Magie von League ist. Neue Dinge zu lernen, macht Spaß und hilft dabei, die Spieler weiter für das Spiel zu begeistern. Sobald man alles über ein Spiel gelernt hat, kann die Spannung nachlassen. Während neue Spieler in League viele neue Dinge ausprobieren und lernen können, gibt es auch unzählige Spieler, die das Spiel schon seit Jahren spielen – manche sogar seit der Veröffentlichung.

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Die Vorsaison ist eine Möglichkeit, das Spiel einmal pro Jahr zu verändern, die Champions geben uns jedoch die Möglichkeit, in kürzeren Intervallen neue Spielmechaniken einzuführen. Jeder neue Champion, den wir entwickeln, verfügt über neues Gameplay, das es zu lernen gilt. Das ist auch einer der Gründe dafür, warum wir versuchen, allen neuen Champions einen einzigartigen Spielstil zu verleihen.

Das Wichtige hierbei ist jedoch, dass die neuen Champions ausgewählt und gespielt werden müssen, damit sie ihre Ziele erreichen. Wenn sie nicht häufig gespielt werden, erreichen sie ihr Ziel nicht, den Spielern etwas Neues zu bieten, das sie erlernen können. Das bedeutet nicht, dass alle Champions dieses Ziel erreichen müssen, da es in League besonders viel Spaß macht, gegen echte Nischenchampions zu spielen, die zwar nur selten ausgewählt werden, die Spiele aber merklich beeinflussen. Außerdem können Nischenchampions eine geringere Anzahl von Spielern auf eine Art und Weise ansprechen, wie es allgemein beliebte Champions nicht können.

Die Thematik ist Trumpf

Mit all dem im Hinterkopf entschieden wir uns im Jahr 2017 dazu, allgemein attraktivere Champions zu veröffentlichen. Wir haben mithilfe von Umfragen versucht, herauszufinden, was einen Champion allgemein ansprechend oder zu einem Nischenchampion macht. Dabei haben wir herausgefunden, dass menschliche Champions wesentlich ansprechender sind als nichtmenschliche. Es gibt natürlich auch viele andere Faktoren – wie attraktiv, düster, mächtig, ausgefallen, niedlich, modisch, geschickt usw. ist der Champion? Doch neben einigen wenigen Ausnahmen (wie Kha’Zix und Yuumi) ist so gut wie jeder Champion mit einer hohen Spielrate auf irgendeine Weise menschlich. Menschen scheinen sich mit anderen Menschen einfach besser identifizieren zu können – was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, dass sich so viele fiktionale Werke um Menschen drehen.

Du denkst jetzt vielleicht: „Ist das Gameplay nicht wichtiger als die Thematik oder das Aussehen? Wenn Monsterchampions bessere Fähigkeitensets hätten, würden auch mehr Leute mit ihnen spielen.“ Das ist zwar in gewissem Maße richtig, gilt jedoch nicht für alle Spieler – unsere Daten zeigen sogar, dass sich die Spielrate eines Champions aus einer Kombination aus seiner tatsächlichen Stärke, seiner vermeintlichen Stärke und seiner Thematik zusammensetzt, wobei die Thematik eine WICHTIGE Rolle spielt.

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Um einen Beweis dafür zu erhalten, muss man sich nur die unterschiedlichen Spielraten einiger Champions in verschiedenen Regionen ansehen. Die Champions haben in allen Regionen dasselbe Gameplay und dennoch ist Jinx in westlichen Regionen (in denen die Punkrock-Ästhetik mehr Anklang findet) beliebter als in östlichen Regionen. Im Gegensatz dazu sind Xin Zhao und Jarvan in China beliebter. Yasuo ist zwar überall beliebt, in östlichen Regionen wird er jedoch besonders häufig gespielt. Und das waren nur einige Beispiele. Die Beliebtheit der Champions unterscheidet sich von Region zu Region, was wiederum damit zusammenhängt, wie ansprechend ihre Thematiken in den jeweiligen Regionen sind.

Außerdem gibt es eine starke Verbindung zwischen der Frage „Gefällt dir die Thematik des Champions?“ und dessen Beliebtheit. Es gibt natürlich Ausreißer – wenn das Fähigkeitenset eines Champions so esoterisch ist, dass es die Leute daran hindert, ihn zu spielen, auch wenn sie seine Thematik mögen. Das kann dazu führen, dass ein Champion mit einer allgemein ansprechenden Thematik eine wesentlich niedrigere Spielrate hat als erwartet. Aurelion Sol ist in Sachen Thematik und Aussehen beispielsweise sehr beliebt, hat jedoch ein Gameplay, das bei den Spielern nicht so gut ankommt und ihn zu einem Nischenchampion macht.

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Wenn ich über die Spielrate rede, dann beziehe ich mich übrigens auf alle PvP-Spielmodi, in denen Spieler einen Champion auswählen. In der Solo-Warteschlange wird die Stärke der Champions in den höheren Klassen immer wichtiger (im Vergleich zu ihrer Thematik), der hohe MMR-Bereich macht jedoch nur einen geringen Prozentsatz der gesamten Spielerschaft von League aus. Da Champions, die gut ankommen, unabhängig vom Rang der Spieler wichtige Faktoren dafür sind, dass die Spieler weiter League spielen, berücksichtigen wir in der Regel die gesamte Spielerschaft, wenn wir neue Champions designen.

Der Aufstieg der Menschen

Jetzt, da wir darüber gesprochen haben, dass der Hauptgrund für die Entwicklung neuer Champions darin liegt, den Spielern neue Dinge zu geben, die sie erlernen können, und dass sich auch die Thematik auf das Interesse der Spieler auswirkt, diese Champions zu meisten, möchte ich jetzt erklären, wie wir an dem Punkt angelangt sind, an dem wir uns heute befinden.

Wir haben im Jahr 2017 damit begonnen, unsere Strategie im Zuge unserer Bemühungen, klarere Rahmenbedingungen rund um allgemein beliebte Champions und Nischenchampions zu schaffen, anzupassen. Im Jahr 2018 hat sich das Champions-Team dann offiziell dafür entschieden, 70 % der Champions für die breite Masse und 30 % der Champions für bestimmte Nischen zu entwickeln. Dasselbe gilt für Überarbeitungen, da diese das Interesse der Spieler ebenfalls wecken und in der Regel neue Spielmechaniken nach sich ziehen, welche die Spieler anschließend meistern müssen.

Wenn wir also unser Hauptziel für die Champions betrachten, wäre es für das allgemeine Interesse der Spieler am Spiel nicht gut, wenn wir jedes Jahr zwei Nischenchampions überarbeiten und weitere neue Nischenchampions veröffentlichen würden. Die Entscheidung, allgemein ansprechendere Champions (und damit menschliche Champions) zu entwickeln, fiel also offiziell im Jahr 2018.

In letzter Zeit gibt es jedoch noch einen weiteren Grund dafür, dass wir vermehrt menschliche Champions entwickeln. In den letzten Jahren ist die Repräsentation für das Champions-Team immer wichtiger geworden, weshalb wir auch versucht haben, mehr Champions zu veröffentlichen, die von unterschiedlichen Kulturen auf der ganzen Welt inspiriert wurden. Und obwohl Runeterra nicht unsere Erde ist – weshalb wir auch nicht versuchen, Champs zu entwickeln, die realen Orten entsprechen – haben wir uns bemüht, Champions zu entwickeln, die von allen Regionen inspiriert wurden. Wir wollen, dass sich alle Spieler mit unseren Spielen identifizieren können, und die Champions von League stellen dabei keine Ausnahme dar.

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Diese Herangehensweise ist uns im Champions-Team mittlerweile sehr wichtig geworden, was sich auch in unseren neuesten (und zukünftigen) Champions widerspiegelt. So wurde Samira beispielsweise von der persischen Kultur inspiriert, Viego von der spanischen Konquistador-Ära und so weiter. Um Kulturen jedoch gut repräsentieren zu können, muss man fast schon zwangsweise zu Menschen oder zumindest Champions, die Menschen sehr ähnlich sind, greifen. Und das ist ein weiterer Grund dafür, warum wir in letzter Zeit mehr menschliche Champions entwickeln.

Nichtsdestotrotz …

Dennoch sind wir der Meinung, dass wir in den letzten Jahren zu viele eindeutig menschliche Champions entwickelt haben. In letzter Zeit haben wir einen nichtmenschlichen Champion pro Jahr entwickelt, dazu gehören jedoch auch menschenähnliche Champions (wie Yordles) oder halbmenschliche Champions (wie Lillia) sowie Kreaturen wie Yuumi. Wir haben über diese Herangehensweise nachgedacht und sind zu dem Schluss gekommen, die Champions in Zukunft in 3 anstatt 2 Kategorien (menschlich und nichtmenschlich) zu unterteilen. Die drei neuen Kategorien lauten: Menschen, Humanoide und Kreaturen.

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Zu den Menschen zählen alle Champions wie Lucian, Senna, Yone, Pyke und Jhin, die hauptsächlich menschlich sind. Zu den Humanoiden zählen alle Champions wie Lillia, Urgot, Renekton, Aatrox, die Yordles und so weiter, die halbmenschlich sind oder deren Anatomie zumindest der Anatomie eines Menschen ähnelt. Bei der letzten Kategorie handelt es sich um die Kreaturen und sie umfasst alle Champions wie Rek’Sai, Vel’Koz, Yuumi, Aurelion Sol, Skarner usw, die Menschen in keiner Weise ähnlich sind. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass es sich hierbei um keine genaue Wissenschaft handelt (ist Zac eher ein menschenähnlicher Champion oder eine Kreatur?), die Kategorien sind jedoch hilfreich.

„Monster“ zählt nicht zu den Kategorien, da dieser Begriff eher das Aussehen und weniger die Anatomie beschreibt. Aatrox und Renekton sind Beispiele für monströse Humanoide, während Yuumi ein Beispiel für eine nicht-monströse Kreatur ist.

Aktuell haben wir geplant, im Jahr 2022 einen neuen Kreaturen-Champion zu entwickeln, da Yuumi der letzte war. Und obwohl es Sinn machte, eine süße Kreatur wie Yuumi zu entwickeln, da es dem Spiel an niedlichen Kreaturen mangelt, wird die nächste Kreatur wesentlich düsterer ausfallen. Das bedeutet nicht, dass es jedes Jahr eine neue Kreatur geben wird, da diese nur eine Nische bedienen, wir wollen in Zukunft aber wieder mehr nichtmenschliche Champions entwickeln.

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Ich hoffe, dass du durch diesen Beitrag einen kleinen Einblick in unsere Gedankengänge hinter der Entwicklung von mehr menschlichen Champions erhalten hast, auch wenn du mit dieser Herangehensweise nicht einverstanden bist. Wenn du ein Fan von monströsen Champions bist, dann kannst du dich schon auf das Jahr 2022 freuen – auch wenn einige von ihnen in die Gruppe der Humanoide fallen werden.

Vielen Dank für deine anhaltende Unterstützung in all den Jahren. Wir wissen sie sehr zu schätzen.

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